Rettungsdienst

Willkommen bei dem Rettungsdienstes am Bundeswehrkrankenhaus Ulm. Im Folgenden finden sie Informationen über das Leistungsspektrum und Ansprechpartner der Abteilung.

Beschreibung

In Kooperation mit den örtlichen Rettungsdiensten sind Notfallsanitäter, Rettungsassistenten und Rettungssanitäter unserer Sektion Teil von zwei Rettungswagen (RTWRettungswagen) - Besatzungen des Deutschen Roten Kreuzes (DRKDeutsches Rotes Kreuz) sowie des Arbeiter Samariter Bundes (ASB), die im Rettungsdienstbereich Ulm rund um die Uhr im Einsatz sind. Beide RTWRettungswagen fahren etwa 2.000 Einsätze pro Jahr. Zudem wird am Bundeswehrkrankenhaus Ulm eine weitere Kooperation mit der Luftrettungsstation des ADAC betrieben, wobei das medizinische Personal auf dem Rettungshubschrauber ausschließlich durch Personal des Bundeswehrkrankenhaus Ulm gestellt wird.

Leiter Rettungsdienst

Leistungsspektrum

Seit 2008 wird in Ulm ein Intensivtransportwagen (ITW) vorgehalten. Das Fahrzeug wird durch eine Zentrale Koordinierungsstelle für Intensivtransporte (ZKS) mit Sitz in Rheinmünster (Baden-Baden) koordiniert. Das speziell ausgebildete Rettungsdienstpersonal wird vom Arbeiter Samariter Bund (ASB) und dem Deutschen Roten Kreuz (DRKDeutsches Rotes Kreuz) gestellt. Die ärztliche Besetzung erfolgt durch die Universitätsklinik Ulm, Klinik für Anästhesie, sowie des Bundeswehrkrankenhauses Ulm, Klinik für Anästhesie, Notfallmedizinisches Zentrum. Während der Corona-Pandemie konnte das Bundeswehrkrankenhaus darüber hinaus mit einem weiteren Bundeswehr-Intensivtransportwagen unterstützen. Dieser diente zu Entlastungstransporten von an COVID erkrankten Patienten.

Die Leitende Notarztgruppe Ulm wird paritätisch mit Leitenden Notärzten des Bundeswehrkrankenhauses Ulm, Klinik für Anästhesie, und der Universität Ulm, Klinik für Anästhesie, gestellt. Im Falle eines Einsatzes wird der LNA mittels Funkmelder alarmiert und zusammen mit dem diensthabenden Organisatorischen Leiter Rettungsdienst (ORGL) in einem eigenen Fahrzeug zur Einsatzstelle gebracht. Die Alarmierung des LNA erfolgt bei Großschadenslagen wie z.B. Verkehrsunfällen, Zugunfällen oder Großbränden mit vielen Verletzen/Erkrankten. Die Aufgabe des LNA besteht in der Koordinierung der Rettungskräfte, Zuordnung der Patienten sowie Festlegen von Behandlungs- und Transportprioritäten.

1970 starben in der Bundesrepublik Deutschland mehr als 21.000 Menschen infolge von Verkehrsunfällen. Dies veranlasste die Bundesregierung zu der Feststellung im „Verkehrspolitischen Bericht“, dass sich auch der Sanitätsdienst der Bundeswehr an bestimmten und auszuwählenden Schwerpunkten am zivilen Rettungsdienst beteiligen solle. Diese Aussage nahm der damalige Chefarzt des Ulmer Bundeswehrkrankenhauses, Oberstarzt Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Ahnefeld, zum Anlass, bei Verteidigungsminister Helmut Schmidt vorzusprechen, um ihn von der Notwendigkeit eines von der Bundeswehr betriebenen Luftrettungszentrums zu überzeugen. Ahnefelds Überzeugung war, dass Sanitätssoldaten nur durch die tägliche Arbeit an den Patientinnen und Patienten auf den realen Einsatz vorbereitet werden könnten. Ahnefeld war zudem Leiter des Departments für Anästhesiologie der Universitätsklinik und Dekan der Medizinischen Fakultät Ulm sowie Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes. Diese Personalunion erleichterte den Beginn der zivil-militärischen Zusammenarbeit (ZMZzivil-militärische Zusammenarbeit) im Rettungsdienst. Entsprechend wurde der Mediziner beauftragt, in Ulm ein Test-Rettungszentrum zu initiieren.

Zur Vorbereitung auf die neuen, ungewohnten Aufgaben absolvierte das ausgewählte Rettungspersonal des neuen Ulmer Rettungszentrums einen Lehrgang bei der Berufsfeuerwehr in München. Der einwöchige Lehrgang hatte die sperrige Bezeichnung „Technische Hilfe am Unfallort“. Danach sammelte jeder Einzelne für jeweils eine Woche als Praktikant auf einem Notarztwagen in München erste eigene praktische Erfahrungen. Am 2. November 1971 wurde dann das „Test-Rettungszentrum der Bundeswehr“ offiziell seiner Bestimmung übergeben. Doch der ursprünglich für das Testrettungszentrum Ulm vorgesehene Hubschrauber vom Typ BO-105 konnte nicht fristgerecht ausgeliefert werden. So stellte das in Penzing bei Landsberg stationierte Hubschrauber Transport Geschwader (HTG) 64 mit dem gerade neu in die Bundeswehr eingeführten Hubschrauber vom Typ Bell UH-1D die „Hardware“. Von nun an unterstützte die Luftwaffe mit einem Hubschrauber und der fliegenden Besatzung. Das Bundeswehrkrankenhaus Ulm ergänzte die Crew mit dem medizinischen Personal. Es war der zweite Rettungshubschrauber in Deutschland. Nach „Christoph 1“ des ADAC in München erhielt dieser den Funkrufnamen „SARSearch and Rescue Ulm 75“. Weitere Rettungszentren der Bundeswehr folgten 1973 in Hamburg und Koblenz, 1974 in Nürnberg und Würselen bei Aachen und 1982 in Rheine. Weitere acht Standorte entstanden nach der deutschen Wiedervereinigung in den neuen Bundesländern.

Bereits im Herbst 1972 wurde an der Sanitäts-Schüler-Kompanie des Bundeswehrkrankenhauses Ulm der erste dreimonatige Lehrgang für „Sanitäts-Personal im Rettungsdienst“ durchgeführt. An dem Lehrgang nahm auch Personal der Polizei, der Berufsfeuerwehr und der zivilen Rettungsdienstorganisationen teil. Die hierbei in den ersten Jahren gemachten Erfahrungen fanden Eingang in die Empfehlungen des „Bund-Länder-Ausschusses Rettungswesen“ vom 20. September 1977 für eine 520-Stunden-Regelung zur Ausbildung von Rettungssanitätern.

In den 90er Jahren übernahmen zivile Luftrettungsbetreiber, wie die Deutsche Rettungsflugwacht und die ADAC Luftrettung, immer mehr Standorte. Zu dem Zeitpunkt waren Hubschrauber und die fliegerischen Besatzungen in den internationalen Auslandseinsätzen der Bundeswehr gefragt. In Anbetracht der zivilen Luftrettungsbetreiber konnte die Bundeswehr ihren Beitrag zur zivilen Luftrettung ab 1992 schrittweise reduzieren. Nachdem bereits am Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz eine Kooperation mit der ADAC Luftrettung gGmbH entstanden war, sollte ab 2003 auch in Ulm die Bell UH-1D der Luftwaffe durch eine BK-117 der ADAC Luftrettung abgelöst werden.

Am 31. März 2003 raste ein LKWLastkraftwagen in Illerrieden wegen eines technischen Defekts in ein Einfamilienhaus. Die Bewohner entgingen dem Unfall nur durch großes Glück. Der verletzte LKWLastkraftwagen-Fahrer wurde in das Bundeswehrkrankenhaus Ulm geflogen. Mit diesem spektakulären Einsatz verabschiedete sich „SARSearch and Rescue Ulm 75“ nach 32 Jahren vom Ulmer Bundeswehrkrankenhaus. Seit dem 1. April 2003 stellt die ADAC Luftrettung gGmbH den Hubschrauber und die Piloten. Die medizinische Crew des Rettungshubschraubers, der jetzt den Funkrufnamen „Christoph 22“ hat, stellt weiterhin die Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie des Ulmer Bundeswehrkrankenhauses.

Mit den Jahren optimierte die medizinische Crew auf dem Rettungshubschrauber immer wieder die Versorgung von Notfallpatientinnen und -patienten. Schon früh flogen sie mit modernem technischem Rettungsgerät zu Unfällen. Ein Beispiel ist ein heute gängiger mobiler Hydraulik-Kompressor mit Schere, Spreizer und Personal, um eingeklemmte Patientinnen und Patienten zu befreien. Zu dem Zeitpunkt waren noch nicht einmal die Feuerwehren flächendeckend damit ausgerüstet. Die Ulmer Retter überlegten schon früh, welche Ausrüstung minimal erforderlich wäre, um eine Unfall-Patientin bzw. einen Unfall-Patienten außerhalb der Klinik zu stabilisieren. Die damals üblichen ledernen Taschen der Hausärzte erschienen weder ausreichend groß noch robust genug. So entstand die Idee, einen stabilen und gleichzeitig leichten Koffer aus Aluminium zu entwickeln, der das nötige Equipment fasst und ein zügiges Arbeiten an der Einsatzstelle gewährleistet. Die Bezeichnung „Ulmer Koffer“ war schnell gefunden und ist heute noch ein feststehender Begriff im Rettungsdienst, auch wenn inzwischen mehr auf Rucksäcke zum Transport der Ausrüstung gesetzt wird. Auch wissenschaftlich wurden viele Ideen am Ulmer Rettungshubschrauber (weiter-)entwickelt. So erkannte das Rettungspersonal schon früh den Nutzen der Pulsoxymetrie auch für die prähospitale Versorgung. Auch bei der digitalen Dokumentation mit einem speziellen „digitalen“ Papier und einem Stift, der das geschriebene Protokoll speichert und in eine Datenbank exportiert, war das Ulmer Rettungszentrum Vorreiter. Erfahrungen aus den militärischen Auslandseinsätzen haben maßgeblich dazu beigetragen, die Konzepte zur Blutstillung deutschlandweit zu verbessern und Tourniquets und Hämostyptika im zivilen Rettungsdienst zu etablieren. Seit August 2020 ist „Christoph 22“ der erste Hubschrauber der ADAC Luftrettung gGmbH, der Blut- und Gerinnungsfaktoren für die Versorgung von Schwerstverletzten an Bord hat. Flogen die meisten Rettungshubschrauber nach Sichtflugbedingungen bisher nur bis Sonnenuntergang, ist Christoph 22 seit diesem Winter in einem Probebetrieb über den Sonnenuntergang hinaus bis 20:00 Uhr einsatzbereit. Die Crew nutzt für den Anflug an nicht beleuchtete Einsatzstellen spezielle Restlichtverstärker Brillen – sog. Night Vision Imaging Systems (NVIS). Mit dieser umfangreichen Expertise sind die Ulmer Luftretter gern gesehene Referentinnen und Referenten auf nationalen und internationalen notfallmedizinischen Kongressen sowie in wissenschaftlichen Fachgesellschaften.